Autoimmunerkrankungen – Wenn das Immunsystem außer Kontrolle gerät

Auto-Immunkrankheiten stellen Erkrankungen des Immunsystems dar, wobei es Bestandteile des eigenen Organismus angreift.Als Auto-Immunkrankheiten bezeichnen Mediziner falsche Reaktionen des Immunsystems, wenn es den eigenen Körper attackiert.

Krankhafte Fehlfunktionen des Immunsystem

Autoimmunkrankheiten
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Das Immunsystem erlernt, zwischen körpereigenen und körperfremden Eiweißen zu unterscheiden.

Im Fall der sogenannten Selbsttoleranz funktioniert das Immunsystem so, dass es dem Organismus nicht schadet.

Im Fall der Auto-Immunkrankheiten halten T-Lymphozyten körpereigene Strukturen für einen Feind. Es kommt zu schweren Entzündungsreaktionen, wobei der Körper sich selbst bekämpft.

Die Krankheiten ähneln Allergien, bei denen das körpereigene Immunsystem auf bestimmte Bestandteile hypersensibel reagiert. Statt Äpfel und Nüsse bekämpfen die Zellen innerhalb der körpereigenen Immunabwehr andere Zellen in Bauchspeicheldrüse, wie es bei Typ-1-Diabetes passiert. Bei multipler Sklerose greift der Körper die Nervenummantelungen, die sogenannten Myelinscheiden an.

Welche Krankheiten zählen zu den Auto-Immunkrankheiten?

Vier bis fünf Prozent der deutschen Bevölkerung leiden an einer der bisher bekannten Auto-Immunkrankheiten.

Zu diesen 60 bis 65 Krankheiten gehören Typ-1-Diabetes, multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis, Hashimoto Thyreoiditis, Morbus Crohn und Lupus erythematodes. Bei Hashimoto Thyreoiditis handelt es sich um eine Form der Schilddrüsenentzündung, bei Morbus Crohn um eine chronische Darmentzündung.

 Arten der Autoimmunkrankheiten

Es gibt zwei Typen von Auto-Immunkrankheiten. Der erste Typ richtet sich gegen ein bestimmtes Organ. Dazu zählt Typ-1-Diabetes, da die Bauchspeicheldrüse das Ziel der Attacken darstellt. Dabei zerstört das Immunsystem die Zellen, die Insulin herstellen. Der zweite Typ betrifft als systemische Autoimmunreaktion verschiedene Organe. Dazu gehören rheumatische Erkrankungen. Dabei stellt das Ziel der Attacke das Bindegewebe dar, was zum Erkranken mehrerer Gelenke im Körper führt.

Welche Ursachen für Auto-Immunerkrankungen gibt es?

Über die genauen Ursachen herrscht noch keine Klarheit unter Medizinern. Sie gehen davon aus, dass in der Regel mehrere Faktoren zu der Krankheit beitragen. Viele der Krankheiten stellen einer Folge aus genetischen Faktoren dar. Bei einer genetischen Veranlagung erhöht sich das Risiko, dass die Krankheit ausbricht.

Jedoch liegt es nicht ausschließlich an den Genen. Ihre Wirkung entfalten sie im Zusammenspiel mit ungünstigen Einflüssen. Die äußeren Einflüsse tragen in erheblicher Weise zu Auto-Immunkrankheiten bei. Starke Stress-Situationen, Virus-Erkrankungen oder eine Schwangerschaft führen unter Umständen zu einer Überreaktion des Immunsystems. Ebenso stellt das Rauchen einen großen Risikofaktor dar. Den genauen Zusammenhang zwischen Rauchen und rheumatoider Arthritis kennen Ärzte jedoch noch nicht.

Das Zunehmen vieler Auto-Immunkrankheiten in der Bevölkerung führen Mediziner zu dem Schluss, dass eine veränderte Hygiene zu diesem Phänomen beiträgt. Dadurch kam es auch zu Veränderungen in den Bakterienstämmen. Noch vor 100 Jahren trat die chronische Darmentzündung Morbus Crohn selten auf. Unter heutigen Bedingungen kommt es immer häufiger zu der Erkrankung.

Welche Symptome treten auf?

Aufgrund der vielfältigen, in wenigen Fällen krankheitsspezifischen Symptomen fällt die Diagnose Ärzten schwer. In vielen Fällen überweisen Hausärzte Patienten zu Orthopäden oder Augenärzten, wenn der Patient über Sehstörungen oder Rückenschmerzen klagt. Auch bei Neurologen landen Patienten, die an Auto-Immunkrankheiten wie multiple Sklerose leiden. Bei der multiplen Sklerose treten unter Umständen als erstes Symptom Doppelbilder auf. In solchen Fällen tastet sich ein Arzt langsam an die Diagnose heran.

Besteht der Verdacht auf eine der bekannten Auto-Immunkrankheiten, grenzt der Arzt die Diagnosemittel daraufhin ein. Gewissheit verschafft nur ein Blutbild, das erhöhte Antikörper vorweist. Dann steht fest, dass es sich um eine Auto-Immunerkrankung handelt.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Methoden, um Auto-Immunkrankheiten zu heilen, gibt es zur Zeit nicht. Stattdessen bekämpfen Ärzte die Symptome, indem sie die Entzündungen mit Cortison hemmen oder das Immunsystem mit Immunsuppressiva unterdrücken. In einzelnen Fällen kommen auch Medikamente aus der Krebstherapie bei schwer Erkrankten zum Einsatz.

In den letzten Jahren arbeitete die Forschung konzentriert an neuen Wirkstoffen, den sogenannten Biologicals. Sie hemmen bestimmte Botenstoffe im Körper, die die Entzündung verstärken. Damit bekämpfen Mediziner nicht die Ursache der Erkrankung. Jedoch lindern diese Medikamente die Beschwerden der Patienten. Im Fall von frühzeitig erkannter rheumatoiden Arthritis ermöglichen Ärzte durch die neuen Medikamente ein normales Leben. Vor 15 Jahren lag das nicht im Bereich des Möglichen.

Auto-Immunkrankheiten vorzubeugen funktioniert nicht, da auch genetische Faktoren zum Entstehen beitragen. Jedoch sorgt ein Mensch mit einer gesunden Lebensweise, ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Bewegung für die Fitness seines Immunsystems. Lang anhaltenden Stress zu vermeiden, hilft ebenfalls.

Bei Auto-Immunkrankheiten handelt es sich um Entzündungen, die an inneren Organen aufgrund der Attacken des eigenen Immunsystems entstehen. Solche Krankheiten erkennen Ärzte in der Regel schwer. Mit neuen Medikamenten gelingt in den meisten Fällen eine gute Eindämmung der Symptome.