Leukozyten-Anzahl als wichtigster Indikator zur Identifikation von Harnwegs-Infekten

Der Arzt identifiziert verschiedene Krankheiten durch Untersuchungen von Blut und Urin. Findet der Mediziner in der Urinprobe eine hohe Anzahl an Leukozyten (weiße Blutkörperchen) weist das auf eine bakterielle Infektion der Nieren oder der Harnwege hin. Die Menge der Leukozyten bei Harnwegsinfekten ist erhöht. Aussehen und Geruch des Urins weichen vom Üblichen ab. Beschwerden beim Wasserlassen sowie ständiger Harndrang kommen hinzu.

Blutwerte Kontrolle bei Leukämie Copyright: fotoquique bigstockphoto

Was versteht der Mediziner unter Harnwegs-Infektion?

Harnwegs-Infektionen sind bakteriell bedingte Entzündungen der ableitenden Harnwege, von Harnröhre, Harnblase, Harnleiter, Nierenbecken und Nierenzwischengewebe. Infektionen der Harnwege im engeren Sinne sind die Blasen-Entzündung (Zystitis) und die Nierenbecken-Entzündungen (Pyelonephritis). Ausschlaggebend bei Harnwegsinfekten sind Leukozyten, die vermehrt im Urin auftreten sowie Bakterien.

Beschwerden bei Infektionen der Harnwege

Bei einer Infektion treten, neben einer trüben Verfärbung des Urins, Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen auf. Den Patienten plagt ein ständiger Harndrang. Bei einer Blasenentzündung treten zusätzlich Schmerzen über dem Schambein auf. Kommen Flankenschmerzen, Rückenschmerzen, Fieber und Schüttelfrost hinzu, besteht der Verdacht auf eine Nierenbecken-Entzündung oder andere entzündliche Nieren-Erkrankungen. Die Behandlung der Ursache erfolgt mit Antibiotika.

Welche Aufgabe haben Leukozyten?

Leukozyten gehören zum Abwehrsystem des Körpers. Sie sind in der Lage, schädliche Eindringlinge zu erkennen und zu zerstören. Kommt es zu einer Harnwegs-Infektion produziert der Körper vermehrt weiße Blutkörperchen und transportiert diese zu den betroffenen Stellen. Die häufigste Ursache ist laut Prim. Univ. Prof. Dr. med. Wolfgang Hübl, Facharzt für medizinische und chemische Labordiagnostik, eine Zystitis.

Der Körper fordert ständig Leukozyten an. Sie überleben kurze Zeit. Abgestorbene Leukozyten scheidet der Körper über die Nieren und über den Urin aus. Eine erhöhte Zahl an Leukozyten bei Harnwegsinfekten schlägt sich im Urin nieder. Eine geringe Menge an weißen Blutkörperchen im Urin ist normal, da dieser Prozess fortwährend passiert.

Welche Leukozytenwerte sind normal?

Bis zu zehn Leukozyten pro Mikroliter (µl) Urin gelten als normal. Bei der Untersuchung mit dem Mikroskop sind zwei bis drei Leukozyten pro Gesichtsfeld sichtbar. Ist die Anzahl der weißen Blutkörperchen erhöht, liegt nach Dr. med. Wolfgang Hübl eine sogenannte Leukozyturie oder Pyurie vor.

Welche Ursachen gibt es für eine Leukozyturie?

Dr. med. Hübl bestätigt, dass bakterielle Infektionen der Harnwege in Blase, Harnleiter oder Harnröhre die Ursachen sind. Mögliche Infektionsorte sind die Nieren oder bei Männern die Prostata beziehungsweise der Hoden. Infekte der Harnwege sind die häufigsten Infektionen. Sie werden überwiegend beim weiblichen Geschlecht diagnostiziert. Harnwegsinfekte treten bei Frauen 50-mal so oft auf als bei Männern.

Neben erhöhten Leukozyten beim Harnwegsinfekt kommt es zu solchen bei sterilen Entzündungen. Hierbei weist das Labor eine Leukozytenzahl über der Norm, doch keine Bakterien im Urin nach. Ursächlich sind Nieren-Entzündungen, Inflammationen der Harnwege und Geschlechtsorgane bei einer fortgeschrittenen Tuberkulose, bei Geschlechtskrankheiten und beim Reiter-Syndrom.

Wie erfolgt die Diagnose?

Erhöhte Leukozyten diagnostiziert der Arzt mittels einer Urinprobe. Dazu verwenden Mediziner spezielle Teststreifen, die sie in den Urin tauchen. Der Urin-Streifen-Schnelltest gibt beispielsweise Aufschluss über erhöhte Leukozyten bei Harnwegsinfekt. Verfärbt sich das Leukozyten-Feld auf dem Streifen, weist das auf eine von der Norm abweichenden Anzahl an weißen Blutkörperchen hin. Zeigt der Teststreifen Leukozyten im Urin an und treten entsprechende Beschwerden auf, liegt eine akute Harnwegs-Infektion vor.

Zusätzlich zählt der Facharzt unter dem Mikroskop die Leukozyten, wenn der Teststreifen positiv reagiert. Mit diesem Hilfsmittel untersucht der Arzt die weitere Zusammensetzung des Urins. Er erkennt so Kristalle, Bakterien, Hefen und Zylinderzellen, die auf verschiedene Krankheitsbilder hindeuten. Aussehen und Geruch des Urins sowie körperliche Beschwerden des Patienten geben weitere Hinweise.

Vermehrte Leukozyten bei Harnwegsinfekt verursachen einen wolkig-trüben Urin mit nebligen Schlieren. Ein scharfer Geruch kommt hinzu. Schuld daran ist Eiter, der auf eine Blasen-Entzündung hindeutet.

Ursachen erkennen durch zwei Harnportionen

Ursachen für die Leukozyturie erkennt der Mediziner durch portioniertes Sammeln des Urins (Zweigläserprobe). Dazu sammelt er bei der Urinprobe zunächst 10 bis 15 ml im ersten Glas und 200 ml im zweiten. Findet der Arzt im ersten Glas mehr Leukozyten als im zweiten, deutet das auf eine Erkrankung in der Harnröhre hin. Sind im zweiten Glas ebenso viele weiße Blutzellen, betrifft das die Harnblase, die Harnleiter, die Nieren oder das Nierenbecken. Findet der Arzt unter dem Mikroskop zylindrische Leukozyten-Pakete, liegt die Ursache im Bereich der Nieren.

Harnwegs-Infekte vermeiden durch Hygiene

Harnwegsinfekte vermeiden Patienten, indem sie täglich Cranberry-Präparate schlucken, Östrogensalbe im Intimbereich anwenden und durch eine ausreichende Hygiene. Dies bestätigt Samantha J. Eells et al. 2013 in der Studie Recurrent Urinary Tract Infections Among Women: Comparative Effectiveness of 5 Prevention and Management Strategies Using a Markov Chain Monte Carlo Model (Oxfod Journals, Clin Infect Dis. (2014) 58 (2): 147-160) [http://cid.oxfordjournals.org/content/58/2/147.full].

Leukozyten als Warnsystem bei Infektionen der Harnwege

Eine vermehrte Anzahl an weißen Blutzellen im Urin weist in den meisten Fällen auf eine Harnwegs-Infektion hin. Die Diagnose erfolgt mittels Teststreifen und mikroskopischer Untersuchung. Eine hohe Anzahl Leukozyten bei Harnwegsinfekt hat in vielen Fällen eine Zystitis (Blasenentzündung) als Ursache. Dieser kann der Patient vorbeugen durch ausreichende Hygiene in Intimbereich oder durch Gabe von Cranberry-Produkten und Östrogensalben. Behandelt wird die Infektion mithilfe von Antibiotika. Frauen betrifft sie am häufigsten.

weiterführend: