Krankheitsbild und Ursachen einer Agranulozytose
Bei der Agranulozytose handelt es sich um eine Bildungsstörung der Granulozyten, eine Gruppe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Das klinische Bild der Krankheit ist erfüllt, wenn die Zahl der Granulozyten im Blut auf unter 500 Zellen pro Milliliter sinkt.
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Bildungsstörung der Granulozyten
Aufgrund der extremen Verringerung der Granulozyten bricht das Immunsystem zusammen. Der Körper kann sich nicht mehr gegen virale und bakterielle Infektionen, sowie gegen Mykosen wehren.
Im schlimmsten Fall kann die Agranulozytose eine Sepsis nach sich ziehen.Auslöser der Krankheit sind Antipyretika, Analgetika, Sulfonamide oder Thyreostatika. In seltenen Fällen sind Tumore oder aplastische Anämien die Ursache.
Die seltene und lebensbedrohliche Nebenwirkung Agranulozytose
Medikamente lösen häufig Nebenwirkungen im Körper aus, welche meistens harmlos und von kurzer Dauer sind. Einige können jedoch eine unter Umständen tödlich verlaufende Erkrankung auslösen – die Agranulozytose.
In dem Begriff Agranulozytose bedeutet das am Anfang stehende „A““kein“. Daraus ergibt sich die Übersetzung „keine Granulozyten“, doch bereits eine deutliche Verminderung reicht für die Krankheit aus. Sind die weißen Blutkörperchen im Blut um einen bestimmten Wert vermindert, setzt die Krankheit das Immunsystem außer Kraft. Für Viren und Bakterien ist der Weg in den Körper frei gelegt.
Die Einzelheiten einer durch Medikamente ausgelösten Agranulozytose sind nicht vollständig geklärt. Mediziner gehen von zwei pathogenetischen Ursachen aus:
- eine allergisch vermittelte Reaktion
- oder eine toxisch vermittelte Reaktion.
Die Agranulozytose als toxische Reaktion entwickelt sich langsam, da zunächst noch funktionierende Abwehrzellen im Körper vorhanden sind. Sie ist abhängig von der Dosis und der Dauer der Einnahme des Medikaments.
Die Immunreaktion auf bereits zirkulierende Granulozyten ist eine allergische Reaktion, welche der Körper kurzfristig zerstört. Sie tritt akut auf und ist weder abhängig von der Dosis, noch von der Dauer der Einnahme. Ob das Medikament oral oder intravenös in den Körper gelangt, beeinflusst den Verlauf wahrscheinlich nicht.
Die wichtigsten Merkmale der „Gesundheitswächter“ Leukozyten
Im Knochenmark werden die Leukozyten ( weißen Blutkörperchen ) gebildet, von dort wandern Sie in den Blutkreislauf in welchem Sie eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr spielen. Sie schützen den Körper vor Infektionen, bekämpfen Entzündungen, Tumorzellen und Toxine. Sie teilen sich in drei Untergruppen ein, wovon die Agranulozytose nur eine Gruppe beeinträchtigt. Lymphozyten bilden das spezifische Abwehrsystem des Körpers. Monozyten wandern vom Knochenmark in die Gewebe, wo sie zu Makrophagen, den sogenannten Fresszellen heranreifen.
Die Granulozyten teilen sich wiederum in drei Gruppen auf. Die basophilen Granulozyten helfen bei der Heilung von Entzündungen. Neutrophile Granulozyten nehmen Mikroorganismen in sich auf und zerstören diese durch Enzyme. Eosinophile Granulozyten nehmen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Parasiten und der Steuerung allergischer Reaktionen ein.
Fehlen aufgrund der Agranulozytose die Granulozyten, welche den aktivsten Teil des Immunsystems übernehmen, hat das fatale Auswirkungen auf die Gesundheit.
Der typische unspezifische Verlauf der Krankheit Agranulozytose
Bei dem typischen Verlauf sprechen Fachleute auch von der Trias:
- Fieber,
- Angina tonsillaris,
- Stomatitis apthosa.
Die ersten Anzeichen sind unspezifische grippeähnliche Symptome. Vor allem Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gelenkschmerzen, Appetitlosigkeit und Übelkeit, sowie ein allgemeines Unwohlsein sind typisch. Im weiteren Verlauf treten aufgrund des geschwächten Immunsystems Entzündungen im Rachen-, Mund-, Nasen-, Anal- oder Genitalbereich auf. Dabei ist die Angina tonsillaris typisch – eine akute Gaumenmandel-Endzündung. Ebenfalls können multiple Haut- und Schleimhautnekrosen und Pneumonien auftreten. Die Stomatitis aphthosa ist eine Entzündung der Mundschleimhaut, bei welcher weißliche Defekte der Schleimhaut auftreten.
Wird die Agranulozytose nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, führen die Symptome in 60 Prozent der Fälle zu einer Sepsis. Bei alten oder krankheitsbedingt geschwächten Patienten besteht ein hohes Sterberisiko.
Das Erstellen der Diagnose und die Art der Therapie
Da der Körper aufgrund der Agranulozytose zu Infekten, vor allem der Schleimhäute neigt, ist es schwierig, die Krankheit zu erkennen. Die Symptome gleichen meist einem langwierigen grippalen Infekt, welche der Arzt mit gängigen Medikamenten versucht, zu behandeln. Wer Medikamente einnimmt, welche die Agranulozytose begünstigen, sollten bei grippeähnlichen Symptomen aufmerksam sein. Die frühzeitige Erkennung der Blutveränderung, kann das Überleben sichern.
Die Agranulozytose wird mittels einer Blutuntersuchung diagnostiziert. Dabei erfolgteine Messung der Leukozyten. Liegt ihre Anzahl unter dem oben genannten Wert, ist der Patient wahrscheinlich an der seltenen Nebenwirkung erkrankt. Nimmt er keine der risikoreichen Medikamente ein, gibt eine Biopsie des Knochenmarks Aufschluss über die Ursache.
Als nächster Schritt folgt das Absetzen von Medikamenten, welche die Agranulozytose begünstigen. Daraufhin steigtinnerhalb weniger Tage die Zahl der Leukozyten. Bis zum Erreichen des normalen Wertes nimmt der Patient Medikamente ein, welche die Wirkung des Immunsystems vorübergehend ersetzen.
Die meist durch Medikamente ausgelöste Agranulozytose setzt das Immunsystem vollständig außer Kraft. Erkennt und behandelt ein Arzt die Krankheit nicht rechtzeitig, kann sie tödlich verlaufen. Die Chancen auf eine Heilung bei einer frühzeitigen Erkennung sind hoch.
veröffentlicht von: Anna Nilsson,