Als Leukozyturie bezeichnet man das Vorhandensein weißer Blutkörperchen (Leukozyten) im Urin. Dort haben die weißen Blutzellen nichts zu suchen. Tauchen sie dort auf, gilt das als Hinweis für das Vorliegen eines Harnwegsinfektes mit Bakterien, den die Blutzellen einzudämmen versuchen, oder einer Entzündung in den Harnwegen.

Leukozyturie

Wie kommen Leukozyten in den Urin?

Weiße Blutkörperchen haben normalerweise im Urin nichts zu su-chen. Der Harn ist ein Ultrafiltrat des Blutes, bei dem die Nieren nur kleine Moleküle und Wasser hindurchlassen. So große Strukturen wie ganze Zellen sollten daher im Urin nicht auftauchen.

Tun sie es trotzdem, liegt in den Harnwegen eine Störung vor. Findet man weiße Blutkörperchen vor, so sind diese durch eine Entzündungsreaktion in den Urin gelangt. Das geschieht meistens durch einen Harnwegsinfekt.

Die Leukozyten sind die Zellen der körpereigenen Immunabwehr. Sobald Bakterien über die Harnröhre in die Blase eindringen und gegebenenfalls über die Harnleiter bis ins Nierenbecken hochsteigen, wird das Immunsystem alarmiert. Die weißen Blutkörperchen stürzen sich auf die Eindringlinge und machen sie unschädlich, bevor sie tiefer ins Gewebe eindringen und weiteren Schaden anrichten.

Ebenso gelangen weiße Blutkörperchen in den Urin, wenn eine chronische Entzündung in den Harnwegen vorliegt. Sicheres Zeichen einer solchen Zysti-tis oder Pyelonephritis ist das Fehlen von Bakterien im Urin.

Leukozyturie – Das Wichtigste auf einen Blick!

  1. Als Leukozyturie bezeichnet man das Auftreten weißer Blutkörperchen im Urin.
  2. Ein solches Erscheinen gilt als Hinweis auf das Vorliegen eines Harnwegsinfektes oder einer akuten oder chronischen Entzün-dung.
  3. Der Nachweis erfolgt mithilfe von speziellen Urin-Teststreifen oder in einem Labor.
  4. Am besten geeignet für die Bestimmung ist morgendlicher Mittelstrahlurin.
  5. Bei der Behandlung steht die Therapie der Krankheitsursache im Vordergrund.

Woher kommt eine Leukozyturie?

Eine Leukozyturie ist meistens die Folge einer Infektion der Harnwe-ge. Dabei kommen die Erreger praktisch ausschließlich von außen, sprich es dringen Bakterien über die Harnröhre in den Urogenitaltrakt ein. Da Frauen anatomisch bedingt eine kürzere Harnröhre haben als Männer, leiden sie we-sentlich häufiger an Harnwegsinfekten.

Von der Harnröhre aus können sie je nach Abwehrstatus des Immunsystems und ge-bildeter Harnmenge (die wesentlich zum Ausspülen beiträgt) weiter aufsteigen. So kommt es zu

  • Harnröhrenentzündung (Urethritis)
  • Blasenentzündung (Zystitis, Urozystitis)
  • Harnleiterentzündung (Ureteritis)
  • Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis).

Eine entsprechende Entzündungsreaktion kann auch ohne anhaltende bak-terielle Infektion auftreten. Meistens handelt es sich dabei um eine akute oder chronische Blasenentzündung oder Nierenbeckenentzündung, etwa infolge einer Tuberkulose, Deformie-rungen der Nierenkelche oder durch Autoimmunprozesse, die eine Entzündungsreakti-on hervorrufen (interstitielle Zystitis).

Wie viele Leukozyten im Urin sind normal?

Als Normalwert gelten bis zu zehn Leukozyten pro Mikroliter (tau-sendstel Milliliter). Findet man einen höheren Wert, müssen weitere Bestimmungen an den darauffolgenden Tagen folgen, um den Befund zu kontrollieren und zu sichern.

Wie stellt der Arzt eine Leukozyturie fest?

Die einfachste, billigste und schnellste Methode zum Nachweis von weißen Blutkörperchen im Urin ist die Verwendung von speziellen Urin-Teststreifen oder U-Stix. Dazu muss dieser Streifen einfach in die Urinprobe eines Patienten ein-getaucht werden. Binnen weniger Sekunden steht das Testergebnis zur Verfügung. Da-zu gehören neben dem Leukozytennachweis auch die Bestimmung von Nitrit, Protein, Erythrozyten, Glukose und anderen Parametern des Urinstatus.

Für weitergehende Untersuchungen schickt der Arzt die Urinprobe eines Pati-enten an ein medizinisches Fachlabor. Dort lassen sich zahlreiche weitere Parameter bestimmen, so auch die Urinkonzentration, das Urinsediment, oder man kann im Falle eines Harnwegsinfektes eine Urinkultur zur Identifizierung der beteiligten Bakterien anlegen. Ebenso können die Leukozyten mit einem Mikroskop genau ausge-zählt werden.

Wie funktioniert der Nachweis von Leukozyten mit Teststreifen?

Die häufig verwendeten Urin-Teststreifen enthalten ein Feld, mit dem sich eine Leukozyturie nachweisen lässt. Dieses Feld enthält einen Farbstoff, der durch ein in bestimmten weißen Blutkörperchen, den Granulozyten, vorkommendes Enzym, eine Esterase, in blaues Indoxyl umgewandelt wird. Reagiert dieses mit dem ebenfalls im Teststreifen enthaltenen Diazoniumsalz, färbt sich das Feld violett an.

Der Vorteil gegenüber einer mikroskopischen Bestimmung: Sogar lysierte Leukozyten können anhand ihrer Esterase nachgewiesen werden, was mit einer mikroskopischen Untersuchung nicht mehr möglich ist.

Welcher Urin eignet sich für die Feststellung einer Leukozyturie?

Um eine Leukozyturie nachweisen zu können, verwendet man vorzugsweise Mittelstrahlurin, der morgens nach dem Aufstehen gewonnen wird. Durch die lange Verweilzeit in der Blase sind im Morgenurin besonders viele Zellen enthalten. Mit-telstrahlurin bedeutet, dass man die ersten Milliliter des Harnstrahles verwirft, die häufig mit Bakterien verunreinigt sind.

Fehlerquellen bei der Bestimmung der Leukozyten im Urin

Bei Fieber und hohen körperlichen Belastungen kommt es zu einer Erhö-hung des Leukozytenwertes im Urin. Gleiches tritt bei Einnahme bestimmter Medikamente auf, vor allem bei Acetylsalicylsäure (ASS).

Was macht der Arzt bei einer Leukozyturie?

Die Leukozyturie ist keine Erkrankung, sondern die Folge eines bakteriellen Infektes und/oder einer Entzündungsreaktion. Daher kümmert sich der Arzt um die Infektion, in aller Regel durch das Verschreiben eines geeigneten Antibiotikums. Bei Autoimmunprozessen wie einer interstitiellen Zystitis müssen spezielle Medikamente zum Einsatz kommen.

Quellen und weiterführende Literatur

  • Übersichtsartikel zur Urinuntersuchung auf wikipedia ↑mehr lesen
  • Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Aufla-ge. Berlin 2014: Walter de Gruyter-Verlag. ISBN-10: 3110339978.
  • Wolfgang Piper: Innere Medizin. 2. Auflage. Stuttgart 2012: Springer-Verlag. ISBN-10: 3642331076.
  • Gerd Herold: Innere Medizin. Köln 2016: G. Herold Verlag. ISBN-10: 3981466063.