Magenschleimhautentzündung, Magengeschwür, schlimmstenfalls Magenkrebs: Eine scheinbar harmlose Entzündungsreaktion im Magen sollten Sie kritisch im Auge behalten, damit sich daraus nichts Schlimmeres entwickelt. Die ersten Anzeichen von Entzündungen und Magengeschwüren sind Sodbrennen, Bauchschmerzen, selten blutiges Erbrechen. Stellt der Arzt bei vorhandenen Magensymptomatik im Blutbild erhöhte Leukozytenwerte fest, steckt oftmals ein Magengeschwür dahinter, das dringend behandelt werden muss. Sinkt plötzlich der Leukozyten-Blutwert stark ab, liegt das an Magenblutungen.

Magenspiegelung bei Magengeschwür
Magenuntersuchung, Magenspiegelung (Gastroskopie) Copyright: Kzenon bigstockphoto

Vorsicht, Verätzungsgefahr!

Unser Magen ist eine richtige Giftküche: Die Zellen seiner Schleimhaut geben Protonen in das Mageninnere ab, wo sie die salzsäurehaltige Magensäure mit pH-Werten um ein bereitstellen. Sie dient der Denaturierung von Eiweißen aus der Nahrung, die dadurch für Verdauungsenzyme leichter zugänglich werden.

Kehrseite der Medaille: Auch die Zellen des Magens bestehen aus reichlich Protein, das es tunlichst vor der Selbstverdauung zu schützen gilt. Das ist Aufgabe der Magenschleimhaut, die mit ihrem Sekret eine dünnen Film auf der Oberfläche bildet und die ätzende Säure auf Distanz hält.

Das Wichtigste auf einen Blick!

  1. Magengeschwür bedeutet, dass die schützende Schleimhaut des Magens nicht richtig funktioniert hat und die ätzende Magensäure die Zellen darunter angreift.
  2. Dem geht eine Magenschleimhautentzündung voraus. Die Magenoberfläche erscheint gerötet, da die geschädigten Zellen das Immunsystem auf den Plan rufen.
  3. Wichtigste Elemente der zellulären Immunabwehr sind die weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Sie sammeln sich in großer Zahl im Bereich der geschädigten Zellen an und locken weitere an, um sich gemeinsam um die Beseitigung von Zelltrümmern zu kümmern.
  4. Diese Ansammlung von Leukozyten führt zu einer Entzündungsreaktion. Im Labor lässt sie sich mit den erhöhten Entzündungswerten im Blutbild feststellen, allen voran vermehrten Leukozyten und hohem C-reaktiven Protein (CRP).
  5. Fällt bei einer Blutuntersuchung eines Patienten mit Magengeschwür der Leukozytenwert rapide ab und mit ihm die roten Blutkörperchen, deutet das auf eine Magenblutung hin. Schlimmstenfalls besteht ein Magendurchbruch bevor oder handelt es sich um das erste Anzeichen von Magenkrebs.

Die Magenschleimhaut ist ein empfindliches System

Diese dünne Abwehrbarriere ist ständig gefährdet. Gerät die Magensäure bis an die Zellen der Magenschleimhaut heran, verdaut sie diese gnadenlos wie alles andere, was sonst mit der Nahrung in den Magen gerät.

Dadurch gehen Zellen in großer Zahl zugrunde. Vereinzelte Zellen sind für den Körper normalerweise kein Problem – sie werden von Nachbarzellen und im Gewebe umherwandernden Fresszellen beseitigt, ohne dass der restliche Organismus von diesen ständigen Säuberungsaktionen etwas mitbekommt.

Störungen sind leicht möglich. Eine der häufigsten Ursachen für Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüren ist das Bakterium Helicobacter pylori, das sich in der Schleimhaut festsetzt. Ebenso schädigen einige Medikamente die schützende Magenschleimhaut, insbesondere nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure oder Diclofenac. Darüber hinaus reizen Kaffee, Nikotin und Alkohol die sensible Oberfläche.

Alarmierte weiße Blutkörperchen rufen Entzündungen hervor

Größere Mengen toter Zellen sind ein Problem: Hier reicht die Freßkapazität der Nachbarzellen und der Makrophagen im Gewebe nicht aus, um der Lage wieder Herr zu werden. Zudem bedeutet die Beeinträchtigung an einer Oberfläche, hier der Schleimhaut, stets ein erhöhtes Risiko, dass Krankheitserreger die Gunst der Stunde nutzen und die fehlende Barriere überwinden.

Ein solcher massiver Zellverlust hat daher stets eine Entzündungsreaktion zur Folge. Die an Ort und Stelle vorhandenen weißen Blutkörperchen setzen Leukotriene und andere Gewebshormone frei, die weitere Immunzellen anlocken. Die Blutgefäße erweitern sich, sodass mehr Leukozyten schneller an den Ort des Geschehens gelangen. Ihre Ansammlungen machen sich über die Zellreste her und sorgen dafür, dass auch keine Krankheitserreger in den Körper eindringen.

Erhöhte Leukozytenwerte bei Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüren

Verstärkte Durchblutung, Überwärmung und Ansammlungen von weißen Blutkörperchen sind typisch für eine Entzündung. Hier im Magen handelt es sich dabei um eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis), die ein Arzt bei einer Magenspiegelung (Gastroskopie) als Rötung der Magenoberfläche wahrnimmt.

Eine solche endoskopische Untersuchung dient der Bestätigung eines entsprechenden Verdachtes, wenn der Arzt in einer Blutprobe erhöhte Entzündungswerte festgestellt hat. Dazu gehören die Leukozytenwerte und das C-reaktive Protein, die bei solchen Reaktionen stets erhöhte Blutwerte liefern.

Eine solche Verdachtsdiagnose ist angebracht, wenn ein Patient über ständiges Sodbrennen und Bauchschmerzen klagt. Besonders typisch für ein Magengeschwür ist frischblutiges oder kaffeesatzartiges Erbrechen: Ist die Magenschleimhaut so weit geschädigt, dass über die Entzündungsreaktion die darin verlaufenden Blutgefäße verletzt werden, gerinnt das Blut durch die Magensäure sofort, sodass das im Hämoglobin enthaltene Eisen zu einer schwarzkrümeligen Substanz gerinnt.

Ähnlich Alarmierendes findet sich am anderen Ende des Verdauungstraktes: pechschwarzer, klebriger Teerstuhl kommt ebenfalls durch Blutverlust im Magen zustande.

Magengeschwüre und Magenbluten

Ein Magengeschwür (Ulcus ventriculi) ist sozusagen eine Weiterentwicklung einer Magenschleimhautentzündung. Zellschäden und Entzündungsreaktionen beschränken sich nicht mehr auf die oberflächliche Schleimhaut, sondern reichen bis in die Muskelschichten des Magens. Die dort verlaufenden Blutgefäße sorgen gegebenenfalls für Magenblutungen.

Schlimmstenfalls droht bei weiterem Fortschreiten ein Magendurchbruch, der lebensbedrohlich und daher umgehend behandlungsbedürftig ist. Chronische Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüre gelten darüber hinaus als Risikofaktoren für Magenkrebs.

Magenbluten und Leukozytenwerte

Magenblutungen bedeuten, dass große Mengen Blut verloren gehen. Das hat zur Folge, dass sich auch das Blutbild verändert. Neben verringerten Leukozytenwerten (trotz weiter fortbestehender Entzündung) und sinkenden Erythrozytenwerten ist vor allem ein abfallender Hämoglobin (Hb)-Blutwert Zeichen für einen Blutverlust. Magenblutungen bei Magengeschwüren äußern sich zudem in Leistungsabfall und ständiger Müdigkeit.

Quellen

  • Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. Berlin 2014: Walter de Gruyter-Verlag. ISBN-10: 3110339978.
  • Roche Lexikon Medizin. 5. Auflage. München/Jena 2003: Urban & Fischer/Elsevier-Verlag. ISBN 3-437-15072-3.
  • Wolfgang Piper: Innere Medizin. 2. Auflage. Stuttgart: Springer-Verlag (2012). ISBN-10: 3642331076.
  • Gerd Herold: Innere Medizin. Köln: G. Herold Verlag (2016). ISBN-10: 3981466063.