Wie entsteht Leukämie

Leukämien sind eine Gruppe von Erkrankungen, die man auch als Blutkrebs bezeichnet. Sie machen etwa 2,4 Prozent aller Krebserkrankungen bei Erwachsenen aus und sind damit relativ selten – viel seltener als zum Beispiel Lungenkrebs, Darmkrebs oder Brustkrebs.

Bei Kindern allerdings entsteht Leukämie sehr viel häufiger: sie macht etwa ein Drittel aller Krebserkrankungen aus. Die Ursachen von Leukämien sind noch nicht ganz klar, es sind jedoch verschiedene Faktoren bekannt, die das Erkrankungsrisiko erhöhen.

Wie entsteht Leukämie
Wie entsteht Leukämie -Copyright: Kateryna Kon bigstockphoto

 

Wie entsteht Leukämie – Leukozyten überschwemmen das Blut

Das Wort „Leukämie“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „weißes Blut“. Diese Bezeichnung kommt daher, dass sich bei einer Leukämie die weißen Blutkörperchen, die Leukozyten, extrem stark vermehren. Dabei kommt es zur massiven Proliferation eines Zellklons, sodass viele gleichartige Zellen einer bestimmten Zellreihe entstehen. Diese Zellen werden aus dem Knochenmark ausgeschwemmt und sind im Blut zu finden. Sie können auch andere Organe infiltrieren.

Wie entsteht Leukämie
Wie entsteht Leukämie -Copyright: Kateryna Kon bigstockphoto

Die Beschwerden, die eine Leukämie verursacht, entstehen einerseits durch die Infiltration von Organen, andererseits dadurch, dass die massive Vermehrung des Zellklons die normale Blutbildung aus dem Knochenmark verdrängt. Die infiltrierten Organe sind meist die Milz oder die Leber, die sich dadurch stark vergrößern und zu Bauchschmerzen führen können.

Die Verdrängung der gesunden Blutbildung führt je nach Zellreihe zu verschiedenen Symptomen:

  • Die Verdrängung der Erythropoese führt zu einer Anämie. Dadurch kann es zu Blässe, Müdigkeit, Leistungsabfall oder Luftnot bei Belastung kommen.
  • Zu wenige Thrombozyten im Blut resultieren in einer Blutungsneigung, die sich durch vermehrtes Nasenbluten oder Zahnfleischbluten äußern kann. Typisch sind auch blaue Flecken oder kleine, punktförmige Einblutungen in der Haut.
  • Häufig sind die malignen Zellklone nicht funktionsfähig, sodass trotz einer massiven Leukozytose nicht genügend funktionsfähige Leukozyten im Blut vorhanden sind. Das äußert sich in einem ausgeprägten Krankheitsgefühl, Fieber und einer erhöhten Infektanfälligkeit.

Welche Arten von Leukämien gibt es?

Man kann unterscheiden zwischen den akuten und den chronischen Leukämien sowie zwischen den lymphatischen und den myeloischen Formen. Somit gibt es vier verschiedene Formen der Leukämie:

  •  Akute myeloische Leukämie (AML)
  •  Akute lymphatische Leukämie (ALL)
  •  Chronische lymphatische Leukämie (CLL)
  •  Chronische myeloische Leukämie (CML)

 

Wie entsteht Leukämie – Risikofaktoren

Auch wenn die Ursachen einer Leukämie noch nicht vollständig geklärt sind, wurde beobachtet, dass bestimmte Risikofaktoren zu einer gehäuften Rate von Erkrankungen führen.

  • Nikotinkonsum: Es wird geschätzt, dass etwa 10 Prozent aller Leukämien durch Zigarettenrauchen bedingt sind. Die Schadstoffe in Zigaretten erhöhen nicht nur das Risiko für Lungenkrebs, sondern auch für alle anderen Krebsarten. Bei Leukämien liegt das Erkrankungsrisiko für Raucher etwa 40 Prozent über dem von Nichtrauchern. Auch ehemalige Raucher haben noch ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.
  • Radioaktive Strahlung: Nach der Explosion von Atombomben in Hiroshima und Nagasaki hat sich gezeigt, dass die freigesetzte radioaktive Strahlung die Erkrankungsrate von Leukämien deutlich erhöht hat. Auch Röntgenstrahlung erhöht die Wahrscheinlichkeit zu erkranken. Die Strahlenbelastung führt zu Schädigungen der DNA, insbesondere in Zellen, die sich häufig teilen. Dazu gehören die blutbildenden Zellen im Knochenmark, die besonders anfällig sind.
  • Chemische Substanzen: Es gibt verschiedene Chemikalien, die ebenfalls das Auftreten einer Leukämie begünstigen können. Dazu gehören Benzol und andere Lösungsmittel, Pflanzenschutzmittel oder Insektizide.
  • Medikamente: Auch bestimmte Medikamente können als Langzeitfolge eine Leukämie verursachen. B

ei manchen Patienten, die im Rahmen einer Chemotherapie mit Zytostatika behandelt wurden, entsteht eine Leukämie Jahre später durch die verursachten Schädigungen im Knochenmark.

Die Therapie einer Krebserkrankung muss daher von Ärzten immer gut abgewogen und in ein Nutzen-Risiko-Verhältnis gestellt werden.

Da die meisten Krebserkrankungen ohne Therapie jedoch früher oder später tödlich enden und die therapiebedingte Leukämie sehr selten vorkommt, wird die Entscheidung meist zugunsten der Chemotherapie getroffen. Auch Medikamente zur Immunsuppression, die zum Beispiel nach Organtransplantationen eingesetzt werden, erhöhen das Leukämierisiko.

Im Körper wird nicht nur die Abstoßung des fremden Organs unterdrückt, sondern auch die Abwehr bösartiger Zellen verringert.

– Viren: Eine sehr seltene Sonderform der T-Zell-ALL wird durch HTLV-1 und HTLV-2-Viren ausgelöst. Sie kommt in Deutschland aber fast nicht vor, sondern hauptsächlich in Japan und der Karibik.

– Hämatopoetische Grunderkrankung: Eine Leukämie kann sich im Verlauf aus anderen Erkrankungen entwickeln, die mit einer Störung der Hämatopoese einhergehen. Dazu gehören zum Beispiel ein myelodysplastisches Syndrom, eine aplastische Anämie oder myeloproliferative Syndrome. Meist entwickelt sich daraus eine akute myeloische Leukämie (AML).

 

Ist Leukämie vererbbar?

Ob Leukämie vererbbar ist, konnte noch nicht genau festgestellt werden. Es wurde jedoch beobachtet, dass das Erkrankungsrisiko erhöht ist, wenn in der Familie auch sonst vermehrt bösartige Erkrankungen vorkommen. Somit ist eine erbliche Komponente wahrscheinlich.

Es hat sich auch gezeigt, dass Leukämie bei vererbbar bedingten Erkrankungen in einer erhöhten Rate auftritt. Zum Beispiel Patienten mit Down-Syndrom erkranken mit einer etwa 20-fach erhöhten Wahrscheinlichkeit an einer Leukämie.

Bei manchen Arten von Leukämien können auch bestimmte Chromosomenveränderungen nachgewiesen werden. Meist handelt es sich dabei um Translokationen, bei denen ein Stück eines Chromosoms abbricht und sich mit einem anderen Chromosom verbindet.

In der Folge entstehen Fusionsgene, aus denen fehlerhafte Proteine hergestellt werden. Diese wiederum sorgen für das Entstehen einer Leukämie. Das bekannteste Beispiel ist eine Translokation zwischen den Chromosomen 9 und 22, aus denen das BCR-ABL-Fusionsgen entsteht.

Das so entstandene Chromosom wird als Philadelphia-Chromosom bezeichnet und ist bei fast allen Patienten mit einer chronischen myeloischen Leukämie (CML) zu finden. Diese Mutationen sind aber nicht angeboren und können auch nicht vererbt werden.

Auch molekulare Mutationen in bestimmten Proteinen können Leukämie verursachen. Am häufigsten sind Kinasen beteiligt, die die Zellteilung regulieren. Eine Mutation kann die Aktivität der Kinasen erhöhen und eine vermehrte Zellteilung der Leukozyten hervorrufen. Ein Beispiel ist die Mutation der FLT3-Kinase, die bei manchen Patienten mit einer AML zu finden ist.

Bisher haben sich also gewisse Dispositionen zur Leukämie als vererbbar herausgestellt, die Erkrankung selbst kann jedoch nach jetzigem Stand nicht vererbt werden.

Therapie: Entstehung der bösartigen Zellen stoppen

Zur Behandlung einer Leukämie müssen alle bösartigen Zellen abgetötet werden, sonst kann es immer wieder zu einem Rückfall kommen. Weil jedoch das gesunde Gewebe nur eine gewisse Menge der Chemotherapie vertragen kann, ohne selbst zugrunde zu gehen, sind der medikamentösen Therapie Grenzen gesetzt.

„Für viele Patienten ist die Stammzelltransplantation noch immer die einzige Chance.“
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.weltblutkrebstag-leukaemie-ist-eine-medizinische-extremsituation.51d11de1-2d27-4a4c-abe6-eaa3fdf3c3ae.html

Quellen und Literatur

www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/leukaemie/

Gerd Herold, Innere Medizin 2017, Kapitel „Leukämien“, S. 95ff.