Phagozyten umschließen und verdauen Erreger

Phagozyten übernehmen als Bestandteil der Immunabwehr des Körpers durch einen fressähnlichen Vorgang das Entsorgen von Fremdkörpern. Sie zählen zur Gruppe der weißen Blutkörperchen, den sogenannten Leukozyten.

Das Wort Phagozyt leitet sich von den altgriechischen Begriffen „phagein“ und „kytos“ ab. Die beiden Wörter bedeuten ins Deutsche übersetzt „essen“ sowie „Hülle“. Die Namensgebung ermöglicht Rückschlüsse auf die Aufgaben und Funktionsweisen der Phagozyten. Sie gehören zum körpereigenen Abwehrsystem von Infektionen. Die Zellen erkennen Fremdkörper, die als potenzielle Erreger die Gesundheit bedrohen. Daraufhin umschließen die Phagozytendie Eindringlinge wie durch eine Hülle, um sie anschließend zu verdauen.

Fresszelle

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Fresszellen der Immunabwehr

Aufgrund der besagten Funktionsweise besitzen die Phagozyten alternativ den Namen „Fresszellen“. Letztere Namensgebung geht auf Carl Claus – einem Zoologen aus Deutschland – zurück.

Ortung der Fremdkörper über chemische Signale

Phagozyten identifizieren mögliche Erreger von Infektionen mittels chemischer Signale. Die Medizin nennt die verantwortlichen Signalproteine Chemokine. Deren Bildung übernehmen die Phagozyten selbst. Tritt eine Infektion in einem Gewebe auf, aktivieren sie automatisch die Chemokine. Diese locken daraufhin die Fresszellen an und ermöglichen eine Ortung der Fremdkörper.

Im nächsten Schritt bilden die Phagozyten Scheinfüßchen – der Fachbegriff lautet Pseudopodien. Hierbei handelt es sich um Ausläufer, die durch Plasma-Ausstülpungen entstehen. Die Fortsätze umschließen die Eindringlinge, um sie in das Zellinnere der Fresszellen aufzunehmen. Abschließend verdauen die in den Phagozyten enthaltenen Enzyme die eingeschlossenen Fremdkörper. Dadurch verliert der Erreger seine Infektionsgefahr. Der Vorgang zur Verdauung der Eindringlinge trägt den Namen „Phagozytose“.

 

Zusammenhang zwischen Phagozyten und Leukozyten

Die vorgestellten Phagozyten gehören als Komponenten der Infektionsabwehr zur Gruppe der Leukozyten. Die als weiße Blutkörperchen bekannten Leukozyten übernehmen sowohl spezifische wie unspezifische Aufgaben im Immunsystem des Körpers.

Fresszellen gehören zur unspezifischen Immunabwehr des Körpers

Die Leukozyten unterteilen sich in zwei Gruppen: Neben den Phagozyten existieren die sogenannten Lymphozyten. Während die Fresszellen zur unspezifischen Abwehr zählen, gelten die Lymphozyten als Bestandteil der spezifischen Immunabwehr. Der Unterschied zwischen beiden Kategorien liegt bei den vernichteten Erregern. Die Phagozyten erkennen Fremdkörper, um sie zu eliminieren. Allerdings differenzieren sie nicht zwischen der Art der Eindringlinge. Dagegen erkennen die Lymphozyten über ein immunologisches Gedächtnis ausgewählte Erreger.

Unterschiedliche Ausprägungen der Fresszellen

Neben der erläuterten Unterteilung der Leukozyten in die Fresszellen und die Lymphozyten differenziert die Medizin-Wissenschaft zwischen den einzelnen Phagozyten-Ausprägungen. Dazu gehören die folgenden Kategorien:

 

Die im Knochenmark gebildeten Granulozyten bewegen sich als Zellen im Blut oder wandern ins Gewebe. Abhängig vom konkreten Typ beläuft sich ihre Lebensdauer auf vier bis sieben Tage. Granulozyten gelten als sogenannte „kleine Fresszellen“, da sie ausschließlich kleine Teilchen, wie zum Beispiel Bakterien, vernichten.

Monozyten zirkulieren als zelluläre Bestandteile auch im Blut. Im Unterschied zu den Granulozyten halten sie sich dort vergleichsweise kurz auf. Nach zwölf bis 72 Stunden gelangen sie durch eine aktive Migration in das Gewebe. Dort entwickeln sie sich zu Makrophagen weiter. Folglich stellen die Monozyten die Vorläufer der Makrophagen dar.

Bevor sich die Monozyten zu Makrophagen verwandeln, übernehmen sie im Blut ähnliche Aufgaben wie die Granulozyten. Tritt eine Infektion auf, bewegen sich die Monozyten zur betroffenen Stelle. Sie vernichten die Fremdkörper ebenfalls durch Phagozytose. Einen Teil des phagozytierten Erregers präsentieren die Monozyten daraufhin auf ihrer Zelloberfläche, um eine künftige spezifische Immunabwehr zu initiieren.

Die vom Knochenmark über das Blut ins Gewebe gewanderten Monozyten verändern sich in Makrophagen, wenn sie dort mit zu zerstörenden Partikeln oder Zellen in Kontakt kommen. Dazu gehören neben den Fremdkörpern gleichermaßen alte oder entartete körpereigene Zellen. Hierbei setzt erneut der mehrfach beschriebene Vorgang der Phagozytose ein. Die Makrophagen besitzen die Fähigkeit, unterschiedliche Formen und Größen anzunehmen. Um große Eindringlinge zu phagozytieren, fusionieren die Zellen und bilden eine große „Riesenzelle“ mit mehreren Zellkernen.

Dendritische Zellen entwickeln sich aus den Monozyten oder aus Vorläufern der B- und T-Lymphozyten. Im Immunsystem verantworten die im peripheren Gewebe vorkommenden Zellen eine kontinuierliche Überwachung ihrer Umgebung. Die Funktion erfüllen die dendritischen Zellen beispielsweise, indem sie außerhalb der Zellen befindliche Bestandteile phagozytieren. Die konkreten Aufgaben, Lokalisationen und Formen der dendritischen Zellen im Körper variieren. Beispielsweise befinden sich die aus den Monozyten gebildeten Langerhans-Zellen in der Epidermis der Haut. Sie nehmen mittels Phagozytose Antigene auf, um sie den T-Lymphozyten zu präsentieren.

Zusammengefasst verantworten die zu den Leukozyten gehörenden Phagozyten wichtige Aufgaben in der Immunabwehr des Körpers. Angelockt durch eigens produzierte chemische Signalstoffe lokalisieren die Fresszellen Erreger. Daraufhin bilden die Phagozyten Ausläufer und umschließen die Eindringlinge, um sie anschließend zu verdauen. Der geschilderte Vorgang trägt den Namen Phagozytose.

 

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