Die akute oder chronisch-entzündliche Autoimmunkrankheit der Leber

Bei der Auto-Immunhepatitis handelt es sich um eine akut oder chronisch verlaufende Entzündung der Leber. Die Entzündung entsteht hierbei nicht durch einen Krankheitserreger, vielmehr greift das körpereigene Immunsystem die Leber an.

Auto-Immunhepatitis

 [hr style=“single“]

Wer ist von der Auto-Immunhepatitis betroffen?

Es sind viermal mehr Frauen als Männer betroffen. Die Erkrankung tritt in der Regel im jungen Erwachsenenalter auf. 10 bis 20 Prozent der chronischen Lebererkrankungen entstehen durch eine Auto-Immunhepatitis. Es besteht eine Assoziation zu anderen Autoimmunerkrankungen.

Was sind die Ursachen?

Die Entstehung der Erkrankung ist ungeklärt. Als Auslöser sind toxische Substanzen aus der Umwelt sowie Viren in der Diskussion. Da Letztere bei Ausbruch der Erkrankung nicht oder nicht mehr nachweisbar sind, kommen sie nur als Auslöser infrage. An der Erkrankung selbst sind sie nicht beteiligt. Vermutlich existiert eine genetische Prädisposition für die Auto-Immunhepatitis. Das bedeutet, dass bei bestimmten genetischen Anlagen die Erkrankung häufiger vorkommt

Welche Auto-Immunhepatitis Symptome sind typisch?

Patienten mit einer Auto-Immunhepatitis leiden gewöhnlich unter wenigen Symptomen. Diese beginnen schleichend und unspezifisch mit Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Oberbauchbeschwerden und Leistungsminderung.

Bei älteren Patienten verläuft die Auto-Immunhepatitis noch unauffälliger als bei jüngeren Patienten. Erst bei ausgeprägteren Leberschäden, wenn sich die Leber bindegewebig umbaut, entstehen die üblichen Symptome einer Leberzirrhose. Diese Symptome sind beispielsweise eine Gewichtsabnahme und ein Ikterus. Ein Ikterus entsteht, wenn die Leber Bilirubin nicht genügend in eine abbaubare Form umwandelt, damit der Körper es ausscheiden kann. Der Ikterus macht sich durch eine Gelbfärbung der Haut bemerkbar.

Wie wird die Diagnose bei Auto-Immunhepatitis gestellt?

Zunächst sind die Leberwerte bei einer Auto-Immunhepatitis erhöht. Die im Blut nachweisbaren sogenannten Transaminasen stehen für den entstandenen Leberschaden. Die Blutuntersuchung erbringt als Ausdruck der Entzündungsprozesse in der Leber erhöhte Entzündungswerte. Der Körper bildet vermehrt Antikörper vom Typ IgG. Er produziert sie, wenn der Körper eine chronische Entzündungsreaktion erzeugt.

Um herauszufinden, ob ein Virus die Hepatitis verschuldet (virale Hepatitis) oder autoimmune Prozesse sie verursacht haben, testet der Arzt zunächst auf spezielle Autoantikörper. Beispiele für solche Autoantikörper sind ANA (antinukleärer Antikörper), SMA (Smooth-Muscle-Antikörper) oder LKM1 (Liver-Kidney-Mikrosomen).

Diese Autoantikörper sind bei verschiedenen anderen Auto-Immunerkrankungen auffindbar. Da die Autoantikörper in seltenen Fällen bei einer viralen Hepatitis ebenfalls nachweisbar sind, erfolgt zum Ausschluss viraler Entstehung zusätzlich eine negative Virus-Serologie. Mithilfe einer Biopsie stellt ein Arzt mikroskopisch typische Veränderungen des Gewebes fest.

Wie wird die Auto-Immunhepatitis therapiert?

Der Arzt verschreibt Glucocorticoide und Azathioprin als Mittel der Wahl. Beide Medikamente unterdrücken die körpereigene Immunabwehr. Da diese die Schäden der Leber verursacht, kann eine Unterdrückung die Schädigung verhindern. Dies wendet die Zerstörung der Leber ab. In der Regel ist eine lebenslange Immunsuppression notwendig. Führte die Erkrankung zu massiven Schäden, ist die letzte mögliche Maßnahme eine Lebertransplantation. In 40 Prozent der Fälle tritt die Autoimmunhepatitis in der transplantierten Leber erneut auf.

Welche Autoimmunerkrankungen sind mit der Auto-Immunhepatitis assoziiert?

Im Zusammenhang mit einer autoimmunen Hepatitis kommt es häufig zu einer autoimmunen Reaktion gegen Schilddrüsengewebe, Gefäße, Dickdarm, Brustfell oder Haut auf.

Welche Unterformen gibt es?

Es gibt zwei Typen der Auto-Immunhepatitis. Typ I ist die häufigste Form (80 Prozent) bei der vor allem die Autoantikörper ANA und SMA vorkommen. Die Prognose dieser Form der Auto-Immunhepatitis ist besser als die des zweiten Typs – auch, wenn 40 bis 45 Prozent der Erkrankten eine Leberzirrhose entwickeln. Typ II tritt vor allem bei Kindern auf und verläuft schwerer als Typ I. Die Symptomatik ist ausgeprägter und die Erkrankung endet häufiger mit einer Leberzirrhose. Typ II kennzeichnet sich durch die Autoantikörper vom Typ LKM1.

Welche Komplikationen sind möglich?

Die wichtigste Komplikation der Auto-Immunhepatitis ist die Leberzirrhose. Dieser bindegewebige Umbau der Leber führt im Krankheitsverlauf bis zum Leberversagen, das ohne Transplantation tödlich ist.

Wie ist die Prognose?

Die Auto-Immunhepatitis benötigt dringend eine Behandlung, da sie sonst tödlich verläuft. Bei angemessener Therapie ist die Prognose gut, sofern sie anspricht. Diese Patienten besitzen eine nahezu normale Lebenserwartung. Tritt eine Leberzirrhose auf oder zeigen die Medikamente keine Wirkung, ist die Prognose je nach Schwere der Erkrankung schlechter.

veröffentlicht von: Anna Nilsson,

© Shawn Hempel – Fotolia.com